Schon als wir in Queenstown eingefahren sind, lag er in der Luft – der Geruch von Geld.
Viel Verkehr, moderne Autos, schöne Häuser in noch schönerer Lage und seeeehr viele Hotels.
Der Campingplatz rappelvoll, aber der kleine Condo fand noch eine beengte Parzelle. Viel brauchten wir nicht mehr, so sind wir noch schnell zum Einkaufen und nach dem Essen ins Bett. Eigentlich wäre es Zeit gewesen, mal eine kleine Ruhepause einzulegen, aber der Wetterbericht diktiert hier die Tour und den Takt. Erschwerend kam noch dazu, daß der Platz einen anderen WLAN Vertragspartner hatte und wir somit praktisch hilflos von der Außenwelt abgeschottet waren. 😭.
Hier hatte die Entscheidung zu fallen, ob wir an die Westküste fahren, um den Gletschern Franz Josef und Fox Glacier einen Besuch abzustatten oder den Weg zum Mount Cook Nationalpark zu nehmen. Beides würde uns zeitlich in Bedrängnis bringen.
Der Wetterbericht übernahm natürlich die Regie. Wir befragen ja durchschnittlich drei Wetterberichte und nehmen dann den, der uns passt. Am nächsten Tag war die Chance, in der Region Mount Cook mit gutem Wetter zu rechnen, nicht schlecht. Die Gletscher an der Westküste hatten weiter Regen gebucht. Das galt für die ganze Woche
Also keine Frage, am nächsten Tag ging es weiter, aber nicht, ohne Queenstown einen näheren Besuch abzustatten. Also die Stadt, naja, ganz nett für die Verhältnisse hier. Aber das macht insofern nichts, da keiner seine Zeit hier im Ort zubringt.
Der Ort gewinnt erheblich durch seine Lage. Die ist einfach genial. Direkt am See gelegen, umgeben von Bergen und Wäldern. Sie lädt zu allem ein, was mit Wasser (oder Luft) zu tun hat.
Neben dem Stadtstrand ein netter kleiner Park und ein Fußweg, der Queenstown mit den Nachbargemeinden verbindet.
Boot fahren, Kajak, Paragliding, Fallschirmspringen, Fly by wire, Mountainbiken, Bungeespringen usw. wird geboten.
Man bekommt den Eindruck, daß man hier fehl am Platz ist, wenn man nicht einmal am Tag seinen Adrenalin-Kick bekommt. Auf den ersten Blick wirkt Queenstown wie ein großer Kurort, eigentlich ist er aber ein einziger Spielplatz für +/- 20jährige.
Außerdem gibts hier Sachen, die wohl wirklich zum ersten Mal am Menschen „ausprobiert“ werden.
Auf dem See sahen wir eine sich schnell hin und herbewegende Wasserwolke, die immer wieder rasant die Richtung wechselte und einen ziemlichen Lärm verursachte. Für ein Boot war es zu klein, und auch ein Jetski wäre zu sehen gewesen.
Bei einem Veranstalter lichtete sich das Geheimnis: Es war „Shark-Attack“.
Eine Mischung zwischen Jetski und Klein-U-Boot. In einer Art Kapsel, konnte man sich für 150$ (20 min.) auf und unter dem See wie ein tollwütiger Hai herumfahren lassen.
Ein weiteres Vergnügen, für das ich aber keinen Namen fand, war „Surfen auf C-Rohren“. Im Neoprenanzug, auf einem Board stehend, in der Luft schwebend, gehalten durch den Rückstoß von mehreren Schläuchen, aus denen mit Hochdruck Wasser ausgestoßen wird, so gleitet man heute durch die Luft. Der Silversurfer läßt grüßen.
Wahnsinn! Aber nichts für mich.
Nachdem wir genug gesehen haben ging die Fahrt durch eine malerische Landschaft zuerst nach Twizel (schöner Name für einen Ort, den es eigentlich nicht mehr geben sollte) und dann rauf in den Mount Cook Nationalpark.
Das Wetter meinte wirklich gut mit uns und die Fahrt entlang des Sees (Türkis, wie die Karibik oder der Baggersee im Sommer) und den Bergen zum Mount Cook der immer näher rückte.
Im Camp angekommen, präsentierte sich der höchste Berg leider halb in den Wolken. Darunter konnte man aber die Eisschichten sehen, mit dem magisch leuchtenden Blau, das mich fasziniert.
Natürlich hatten wir nicht das passende Kleingeld, um den Platz zu bezahlen. Das waren ein DOC Platz, der keine besetzte Rezeption hat, sondern eine Donation Box, in die man den erforderlichen Betrag einwerfen muss. Und wehe der Ranger kommt und man hat keine Quittung.
Blöd, die anderen Camper konnten nicht wechseln und der nächste belebte Ort ein paar Kilometer entfernt.
Doch dann kam der Ranger, natürlich ohne ein Tasche voll Kleingeld.
Aber dafür mit einem tragbaren Kreditkarten-Terminal!!!!!!!🙌
Damit haben wir hier oben nicht gerechnet.
Leider gab es nicht die versprochenen Keas, die putzigen Gefährte der Lüfte, die immer nur Unsinn im Sinn haben und angeblich schon mal aus Übermut ein Auto oder ein Zelt mit ihren Schnäbel kaputt machen.
Dafür war hier die wahre Gefahr Neuseelands zu Gast. Die Sandfliege.
Einen Angriff nahm ich persönlich, und wehrte mich mit der Flasche Mückenmilch, mit der ich sie zielsicher erledigte.
Dann war Ruhe. Ich hoffe nicht, daß ich für das Aussterben einer weiteren einheimischen Art zur Verantwortung gezogen werde.;)